Ein Einmachglas voller Hoffnung

In der neuen Folge Radio Amphipolis begeben wir uns in Cradle of Hope (deutsch: Die Prophezeiung) auf die Spuren der Hoffnung, und warum sie zusammen mit den schlimmsten Greueln in einem Einmachglas gehalten wurde. Einmachglas? Ja! Denn nur ein Übersetzungsfehler sorgt dafür, dass wir heute von der Box oder Dose der Pandora sprechen. Vielmehr hat der gute Zeus ihr ein simples Küchenutensil anvertraut. Überhaupt könnt ihr in dieser Episode mehr lernen, als man bei einer Folge Xena vermuten würde. Das mag auch an der Handlung liegen, die trotz des preisgekrönten Drehbuchautors Terence Winter (Sopranos, Boardwalk Empire) ein, zwei oder drei Lücken aufweist. Generell lässt die Geschichte sich schnell zusammenfassen: Ein König verliert Frau und Baby und erliegt esoterischen Heilsversprechen, weswegen er einer Prophezeiung lauscht, nach der ein gerade geborenes Baby eines Tages seinen Thron besteigen wird. Sein zwielichtiger Berater ist eher der Glas-halbvoll-Typ und wittert eine Verschwörung. Oder nur eine Bedrohung für seine eigenen Ziele? Bis zum Ende der Folge wissen wir über Nemos hauptsächlich, dass sein Bart nicht echt ist.

Sind es Prinz John und der Sheriff von Nottingham oder doch König Gregor und Berater Nemos?

Sascha: „Ich musste so lachen bei diesem Typen, weil er so aussieht wie eine Mischung aus Q und TOS-Klingone mit diesem falschen, angeklebten Bart.“

Gut, dass die Dienerschaft offene Ohren hat und besagtes Baby direkt im Binsenkörbchen fortschafft. Leider hat der kleine Junge nicht soviel Glück wie Moses und landet nicht als Erbe beim ägyptischen Herrscherhaus, sondern bei zwei wohlbekannten Damen, die so gar nichts mit dem Baby anfangen können.

Ist das ein Baby oder ein Kameramann?

Natürlich begeben sich unsere Heldinnen direkt auf die Suche nach der Familie und retten auf dem Weg die Enkelin der Pandora vor einem Lynchmob. Die wird direkt mitgenommen und schnell kommt man der ganzen Geschichte auf die Spur. Vor allem, da der Wirt in der Schenke Nebeneinnahmen wittert, und die Damen an Nemos verpfeift. Der kassiert zwar mit seiner Truppe ein paar Backpfeifen, kann aber Pandoras Dose mitgehen lassen. Da hier ein perfider Mechanismus von Pandora erfordert, alle paar Stunden zurückgedreht zu werden, damit sich das Gefäß nicht öffnet, will man mit dem König verhandeln. Der macht sich vor allem Sorgen um Xenas Heer, das ja irgendwo lagern muss. Hätte unsere Kriegerprinzessin mal in Marketing investiert, dann hätte die Handlung beschleunigt werden können. Aber so bespricht sie sich mit dem König und obwohl sie zu keiner Einigung kommen ist Xena sich sicher: Der König ist ein Guter und der Berater ein Lumpenhund.

Sascha: „Das ist mehr Charakterisierung als man aus drei Staffeln Star Trek Discovery gewohnt ist.“

Daher wird nun ein wirrer Plan ersonnen, bei dem es hauptsächlich darum geht, dass Xena in einem WonderWoman-Haremsoutfit drei Minuten durch den Raum tanzt, um am Ende Nemos K.O. zu schlagen und dem König die Büchse der Pandora abzujagen. Deren ganzes trauriges Schicksal sie als Palme getarnt mal nebenher mitbekommt, während er sich an der staubigen Wiege des verstorbenen Sohnes festhält.

Hoffentlich hat der König keine Stauballergie. Zeit für eine Brille wäre es zumindest, da er die raffiniert versteckte Xena nicht entdeckt.

Nun könnte die Handlung eigentlich wieder zu Ende sein, denn Xena weiß bereits, dass die Lösung des ganzen sein muss, dem babylosen König das elternlose Baby zu geben. Aber da der dringende Wunsch aller am Dreh beteiligten wohl war, eine Action-Szene mit einem durch die Luft fliegenden Baby zu drehen, geht es noch etwas hin und her, bevor der König am Ende nicht nur dem Baby, sondern auch Pandora ein Zuhause gibt. Die Dose der Pandora landet also in des Königs Schatzkammer. Und als Gabby sie mit dem Popo zu Boden fegt stellt sich raus, was wir alle ahnten: Sie ist leer, denn die Hoffnung tragen wir alle in uns. Und auch wenn jedem Elternteil klar sein dürfte, dass man ein verstorbenes Kind niemals ersetzen kann, so lernen wir in dieser Folge viel über die wichtigsten Bedürfnisse und Hoffnungen der Menschen.

Sascha: „Die Leute waren früher auch nicht anders als wir. Waren nur ein bisschen früher.“
Mary: „Hatten nur ein bisschen weniger Internet.“

Früher hatten die Leute auch mehr Flugsaurier. Und mehr Märchenschlösser.

Außerdem nehmen wir den von Nemos zu Beginn vorgetragenen Postkartenspruch Schicksal ist nur eine Ausrede für Menschen ohne Ziel mit und fragen jetzt nicht, warum ausgerechnet Nemos so sehr auf die Prophezeiung beharrt hat und was denn zum Henker jetzt sein Ziel war. Denn zum König stürzen hätte es günstigere Zeitpunkte gegeben. Jedenfalls sind wir glücklich, diese Folge Xena nicht nach üblichen Kriterien bemessen zu müssen, denn trotz einiger Handlungsschnitzer haben wir uns königlich amüsiert.

Sascha: „Unser Bewertungssystem ist ungefähr so logisch und nachvollziehbar wie das von Tuttifrutti.“

Wer diese Anspielung nicht versteht, hat den Alterscheck gewonnen, ist jünger als 40 und sollte sich zur Erheiterung diesen Trailer ansehen. So sah Fernsehen noch Anfang der 90er aus.

Unseren privaten König Gregor könnt ihr auch über Dinge von Interesse reden hören. Oder gemeinsam mit Sascha zu Angel in Hotel Hyperion fachsimpeln hören.

Wer sich über diese Podcast-Folge hinaus in kretischer Geschichte weiterbilden möchte, findet hier einen Einstieg zum Palast von Knossos.
Und auch über den antiken Grill findet ihr hier weitere Infos.

Während der Aufnahme dieses Podcasts wurden keine Babys durch die Luft geworfen.

 

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