Wir können direkt am Anfang zugeben: Vom Hocker gerissen hat uns die 7. Folge von Warrior Princess Xena nicht. Das erklärt auch, warum wir hin und wieder ein kleines bisschen abschweifen. Dennoch haben wir uns von „The Titans“ („Aufstand der Titanen“) gut unterhalten gefühlt. Auch wenn ein besseres Drehbuch und ein Regisseur, der etwas weniger auf Forced Perspective konzentriert gewesen wäre, dem Ganzen wahrscheinlich gut getan hätte. Denn der gute Eric Brevig lieferte hier seine erste Regiearbeit ab. Qualifikation: Special Effect Experte für Forced Perspective. Die Technik, die es erlaubt, dass die Darsteller der Titanen im fertigen Bild größer aussehen, als die restlichen Schauspieler.
Mary: „Nur weil ich gut backen kann, kann ich noch lange keine Eier legen.“
Sascha: „Nur weil ich ein Rezeptbuch geschrieben habe, heißt das nicht, dass ich den perfekten Kuchen backen kann.“
Aber fangen wir vorne an: Es könnte so ein schöner Tag im antiken Neusee-Griechenland-Bulgarien sein, wenn nicht diese lästigen Räuberbanden wären. Und Xena hat ein bisschen Langeweile, also schickt sie Gabrielle mit Argo kurz eine Runde drehen, damit sie die lange nötig gewordene Trainingseinheit nachholen kann.
Mary: „Für dieses Lumpenpack hätte doch ihr kleiner Finger gereicht!“
Sascha: „Xena ist offensichtlich mit Spaß an der Arbeit. Endlich mal wieder jemand zum Verprügeln!“
Bei den Banditen treffen wir bereits einen der Folgenbösewichte, Hesiod, der so rein gar nichts mit dem gleichnamigen Dichter zu tun hat, der etwa 750 BC in Neusee-Griechenland-Bulgarien lebte. Während Xena seine Kompagnions verprügelt, nimmt er schon mal Reißaus. Xena pfeifft nach Argo, um die Verfolgung aufnehmen zu können, aber: Was auch immer Gabrielle mit ihm gemacht hat, die beiden kommen erst mit starker Verzögerung angetrödelt. Was Xena dazu bringt, unser Lieblingszitat dieser Folge zu bringen, als Gabrielle sich bei ihr entschuldigt: „Don’t be sorry, just improve!“ Und während wir uns bereits T-Shirts drucken lassen, sucht sich Gabrielle mal schnell neue Freunde und wird schnell fündig, denn aus einer dunklen Höhle ertönt unheimlicher Singsang während Menschen mit den schönsten Kapuzen seit Imperator Palpatine um eine in weiß gekleidete Jungfrau stehen.
Zum Glück hat Gabby bisher kein Lovecraft gelesen, also drängt sie freundlich ihre Hilfe auf, denn sie ist ja Expertin fürs Sprechen und weiß natürlich welcher Dialekt hier wie falsch ausgesprochen wird.
Sascha: „Ich kenne dorisch ja nur als Säule.“
Denn das Rezitieren dieser Schriftrolle soll dem Dorf aus ernsten Schwierigkeiten helfen. Wie, das erfährt Gabrielle erst, als sich vor ihr drei Titanen aus dem Schlafrock bröseln, und vor ihr, der jungfräulichen Göttin, auf die Knie fallen. Die befreiten Titanen nutzt sie nicht nur, um schnell mal ihre Freundin Xena zu retten, sondern auch, um Hilfsarbeiten für das Dorf zu erledigen. Damm bauen und Karren aus dem Dreck ziehen. Die Dorfbewohner waren also nur zu faul, ihren Mist alleine zu machen und haben dafür drei Titanen aufgeweckt?!
Sascha: „Reden wir nicht um den heißen Brei herum: Es IST ein total dämlicher Plan!“
Das findet Xena auch, denn die Titanen helfen nur, weil sie denken, Gabby wäre eine Göttin mit furchtbaren Kräften. Xena bezweifelt, dass sie sich lange täuschen lassen werden. Gabrielles neuer Freund, der Jungmönch, meint Gabby wäre eine tolle Göttin. Und daher kommt es wie es kommen muss: Einem der Titanen – einem echten Arschloch namens Hyperion – wird es zu bunt und er pustet Gabrielle kurzerhand um und zerstört dann das Dorf, während alle in einen Tempel fliehen, der zufällig einem Titanen geweiht ist. Die anderen Titanen heißen das Benehmen von Hyperion nicht gut, dulden es aber. Und hier wird ziemlich deutlich, woran die Folge krankt: Zu viele Charaktere, zu viel Handlung, zu wenig durchdacht. Da ist nämlich auch noch Hesiod, der Xena den Titanen ausliefern will, obwohl sie gerade erst eine Gruppe Schulkinder, die auf einem Ausflug (!) waren, gerettet hat. Und die Dorfbewohner helfen ihm! Dafür entwischt Xena ihm, denn die Kiste, in der sie den Titanen serviert werden soll, wurde scheinbar schon in der Folge „The Path not taken“ mit Pfeilen durchlöchert. Dafür wird Hesiod von Hyperion wie eine Fliege am Boden zermatscht und Xena kann zurückkehren. Jetzt wird sie auch mit offenen Armen empfangen, denn die Dorfbevölkerung ist ein Fähnchen im Winde.
Außerdem hat sie herausgefunden, dass Hyperion eine Armee von Titanen erwecken will, die bislang im hinteren teil der Höhle versteckt waren.
Mary: „Die Höhle ist voller versteinerter Titanen und die Dorfbevölkerung hat das nicht bemerkt?“
Gabby schleicht sich weg, weil in der Höhle der Titanen eine Schriftrolle liegt, mit der sie die Titanen – deren Zahl sich mittlerweile um eins reduziert hat – wieder in Schlaf versetzen kann. Wird aber natürlich erwischt und von Xena gerettet. Gemeinsam können die beiden Freundinnen dann doch noch die Titanen versteinern lassen. Zurück bleibt hier das vage Gefühl, dass gut gewollt schlecht gekonnt ist und vor lauter Titanen-Dreiecksbeziehungen gingen Xena und Gabrielle komplett unter.
Sascha: „Der Schwerpunkt lag total falsch in dieser Folge. Es hätte eine wunderbare Geschichte über Neid zwischen Freundinnen sein können.“
Tja, wurde es aber leider nicht. Daher hatten wir auch die Gelegenheit, über andere Dingge zu sprechen, während wir darüber philosophiert haben, was in dieser Folge hätte stecken können.
Wer sich tiefgehender über die mythologischen Titanen und Titaniden informieren will, hat hier die Gelegenheit.
Damals (TM) gab es nur eine Handvoll Videospiele, dafür hat sie fast jeder gespielt. Dazu gehören zum einen die Produktionen von LucasArts mit Spielen wie Zak McKraken und Maniac Mansion sowie die von Sierra Games mit King’s Quest, PoliceQuest, SpaceQuest und Quest for Glory. Wenn ihr mal viel Zeit habt, seht euch diese Spiele an, die vielleicht für heutige Verhältnisse eine gewöhnungsbedürftige Grafik haben, aber in denen tolle Geschichten stecken.
Spoiler-Warnung: Wer den Film „Cabin in the Woods“ noch nicht gesehen hat, sollte etwa 54:10 bis 56:40 überspringen, da Mary plötzlich anfängt, über einen ihrer Lieblings-Horrorfilme zu philosophieren. Gerüchten nach soll es darüber demnächst auch eine Folge im Podcast Dinge von Interesse unseres privaten König „Silberzunge“ Gregors geben. Mit Mary als Gast.
Wie immer erfolgt unsere wissenschaftlich fundierte Bewertung nach dem bewährten HATKE-Prinzip:
Während der Aufnahme dieses Podcasts wurden keine Titanen ausgebeutet.
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