Zwei Jahre, eine Staffel: Radio Amphipolis Staffelgala

Es hat lange gedauert, aber trotz Krankheiten haben wir die erste Staffel Xena Warrior Princess jetzt in unserem Podcast Radio Amphipolis besprochen und feiern das in einer Staffelgala. In der Hoffnung, dass die Besprechungen zu Staffel 2 weniger häufig durch die Lebensumstände verzögert werden.

Für die richtige Party-Stimmung machen wir eine kleine Zeitreise nach Staffel 5.

In unserer Staffelgala diskutieren wir nicht nur mit unserem Ehrengast Gregor über Highlights und Lowlights der ersten Staffel, sondern rutschen auch ganz kurz in die Popkultur der 90er Jahre ab. Und wir teilen mit euch unsere Key-Takeaways aus der ersten Staffel Xena und Radio Amphipolis:

  1. Die Lovestory zwischen Xena und Gabrielle war von Anfang an geplant!
  2. Brandschutz könnte eines unserer Bewertungskriterien werden.
  3. Es gibt weniger Joxer als gedacht.
  4. An den vielfältigen Frauenfiguren können sich auch heutige Serienmacher ein Beispiel nehmen.
  5. In den 90ern hatte niemand eine Wahl: Alle mussten sich in Callisto verlieben.
  6. Xena hat mehr mit Angel gemeinsam als wir alle dachten (Nein, nicht die Zähne).
  7. Von Xena können wir immer etwas lernen!

Möchtest Du wissen, wie Anti-Drogen-Kampagnen in den 90ern funktionierten? Schau Dir Comic-Stars gegen Drogen an!
Wer wie Mary keine Ahnung hat, was Riptide ist, wird hier aufgeklärt.
Was denkt Ryan Gosling eigentlich heute über seinen Auftritt als Young Hercules?
Lacht mit uns über den großartigen Fanfilm: Xerstin – Die kriegt nichts hin Prinzessin.
Hört uns auf Englisch mit unseren amerikanischen Podcast-Kolleg*innen bei Xena Warrior Business, die auch ohne uns hörenswert sind.
Auch abseits der angesprochenen Angel-Besprechung ist der Podcast Hotel Hyperion von Sascha und Gregor eine Empfehlung.
Unseren privaten König Gregor könnt ihr auch über Dinge von Interesse reden hören.

 

Und nochmal ein großes Dankeschön an Dich, dafür, dass Du das gelesen hast und unseren Podcast hörst. <3

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Mary
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Sascha
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Gregor

Schwester Gabby in den OP, bitte!

Bei der ersten Aufnahme seit April 2022 klären die Podcastenden kurz über die Gründe der Pause im einzigen deutschen Xena Podcast mit mehr als einer Folge auf. Danach werfen sich Mary und Sascha direkt ins nach Drogenrausch aussehende Geschehen von “Is there a Doctor in the House?” (zu deutsch: Der Eid des Hippokrates). Denn was an Statist*innen fehlt, um überzeugend die Handlungen eines Bürgerkrieges darzustellen, wird

Warum liegt denn da jemand im Stroh rum?

durch wackelnde Einstellungen mit der Handkamera und wirrem Geschrei ausgeglichen. Denn Xena hat sich gedacht: Besser wir kürzen den Weg nach Athen durch ein Kriegsgebiet ab, das geht schneller und so kriegt Argo mal ein paar freie Tage. Das es hier nicht ganz so harmlos zugeht zeigt schon die Antwort zur Frage: Was liegt denn hier im Stroh rum? Gabrielles hochschwangere Amazonenschwester Ephiny hat auf der Abkürzung nach Athen den Vater ihres Babys verloren. Trotz Gabbys Einwurf, dass er ja gar nichts mit dem Krieg zu tun hatte. Dabei weiß ja nicht nur Xena, dass Krieg nicht so einfach zu erklären ist.

Sascha: “Krieg ist manchmal sehr irrational.”

Dass der Vater des Babys und Mann von Ephiny Phantos, König der Zentauren, mit denen sie vorher noch Krieg führte war, wird übrigens als

Das Team von Emergency Room Amphipolis desinfiziert zeitgemäß mit glühenden Schwertern.

gegeben hingenommen. Liebesgeschichte, Empathie, Erklärungen und der tragische Tod werden ausgespart, denn dafür haben wir in dieser Folge keine Zeit. Eigentlich muss der gute Phantos hauptsächlich sterben, um zu demonstrieren, dass jede Seite eines Krieges zum Monster werden kann und auch gegenüber Außenstehenden keine Gnade gezeigt wird.

Sascha: “Der Pferdekörper hätte ein Zeichen sein können, dass er keiner der beiden Kriegsparteien angehört.”
Mary: “Theoretisch. Aber vielleicht waren die auch alle kurzsichtig.”

Das Ephiny traumatisiert im Stroh liegt, kann selbst Gabby nur mit einem “Aber Du hast ja mich”, abhaken, während Xena direkt mal losgeht, um zu gucken, wie sie den Krieg beenden und eine Hebamme für Ephiny finden kann. Wobei letzteres wahrscheinlich schwieriger ist. Vor allem da Xena die Hebamme nicht mit dem Chakram ko schlagen kann, wie sie es mit dem mitoischen General Marmax macht. Kurz stockt den

Modernste Technik im antiken Neuseegriechenland. Da ist nicht nur Gabby beeindruckt.

Podcastenden da der Atem, denn vor der Abblende sieht es so aus, als würde Xena ihm das Schwert ins Herz rammen und nicht in den Arm, um ihn als Verletzten mit Ephiny in einen Tempel des Asklepius zu bringen. Denn der Masterplan auf der mitgedachten Ebene sieht vor, den General direkt mit dem kriegerischen Grauen und Gabbys Weisheiten zu konfrontieren, um diesen Krieg zu beenden. Und instinktiv weiß Xena natürlich, dass Marmax dazu diese Befugnis hat.

Sascha: “Da müssen wir uns selber Gedanken machen. Das ist bei modernem Fernsehen nicht mehr so Gang und Gäbe.”

Schnell noch eine Geburt zwischengeschoben. Chirugenprinzessin Xena glänzt auf allen Stationen.

Im von den thessalischen Gegnern geführten Tempeln schlägt die Folge blitzschnell in Xena’s Anatomy oder auch Emergency Room Amphipolis um. Denn im Gegensatz zum Hohepriester des Asklepius, Galen, betet Xena nicht nur, sondern wird direkt zur Chefchirurgin. Was Frau halt so alles auf dem Schlachtfeld lernt. Wer braucht schon ein Medizinstudium, wenn Luftröhrenschnitt, Beatmung per Schweinblase und Behandlungen bei Blutvergiftung praktisch intuitiv auf dem Schlachtfeld gelernt werden können? Hier wird jedes Krankenhausserientrope gezogen, das geht und zwischendurch noch Themen wie Diversity in Großstädten, Ungerechtigkeiten des Krieges, Wissenschaft vs Religion und natürlich noch eine Fabelm aus Gabrielles. Die natürlich auch noch schwer verletzt wird, weil sie auf der Suche nach dem Kind eines Mannes ist, der zu faul ist, seinen Nachwuchs selbst zu suchen und aus dem Tempel geworfen gehört. Während Gabby um ihr Leben ringt, setzen bei Ephiny die Wehen ein, wo General Marmax zum Geburtshelfer wird, der mittlerweile gelernt hat, dass seine eigenen Mannen für den Tod des tollen Zentauren verantwortlich sind. Aber nicht nur das ist ungewöhnlich bei dieser Geburt.

Sascha: “Ich bin jetzt kein Experte für Geburten, aber würde es nicht helfen, die Hose auszuziehen?”
Mary: “Das ist nicht nur hilfreich, sondern auch bequemer.”

Herzschmerz darf in keiner Arztserie fehlen! Daher hier noch der als medizinischer Notfall getarnte erste Kuss von Xena und Gabby.

Trotz Kaiserschnitt muss Ephiny natürlich keine Schmerzen verspüren, denn neben der Privatpatientenakkupunkturnarkose á la Xena gibt es auch noch einen billigen Kerzentrick für Kassenpatienten. Den hat Xena sich wahrscheinlich noch bevor sie Eli getroffen hat, beim Buddhismus abgekupfer.

Mary: “Wenn mir im Krankenhaus jemand eine Kerze vor die Nase gehalten hätte, damit ich ruhig werde, hätte ich der Person wahrscheinlich die Kerze ins Gesicht geschlagen.”
Sascha: “Und erst der Brandschutz!”

Hauptsache ist doch, das Zentauren-Amazonenbaby kommt gesund zur Welt. gerade noch rechtzeitig, damit Xena Zeit hat, Gabrielles Sterben beizuwohnen und sie mit frisch erfundener Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage zum Leben zu erwecken. General Marmax beendet zwischenzeitlich den Krieg und alle können glücklich den Tempel verlassen. Boyband-Mitglied Hippokrates verspricht, alles, was er von Xena gelernt hat, für zukünftige Medizinstudent*innen festzuhalten und Xena und Gabrielle können ihren Weg nach Athen fortsetzen. Theoretisch mit Ephiny an ihrer Seite.

Sascha: “Was wollen sie eigentlich in Athen?”
Mary: “Anfang Staffel 2 sind sie jedenfalls ganz woanders.”

Ende gut, alles gut. Vor allem Hohepriester Galen ist happy, dass die Chirurgenprinzessin endlich weiterzieht.

Damit geht eine Folge zu Ende, die einen gelungenen Staffelabschluss darstellt, obwohl soviel hineingestopft wurde, dass sie locker für zwei Folgen gereicht hätte und willige Zuschauer*innen auch noch einiges lernen konnten. Und dazu haben auch Zuhörende des Podcasts eine Chance:

Die 4-Säfte-Lehre, auf der die Medizin lange Zeit beruhte, wurde von Hippokrates erfunden und von Galen weiterentwickelt und basiert darauf, dass die vier Säfte Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim in Zusammenwirkung mit Jahreszeiten und anderen Faktoren für die Gesundheit des Menschen verantwortlich waren. Das galt bis ins 18. Jahrhundert hinein, auch der gute Goethe glaubte noch daran.
Die Nachfahren von Hippokrates und Democrites haben sich in den 1990ern zu Boybands zusammengeschlossen.
Das Anfassen der Unterarme als Gruß stammt vermutlich nicht aus der Antike, sondern aus Hollywood.
Warum die Podcastenden beim Namen Galen immer kichern und warum eigentlich ein imposanterer Auftritt erwartet wurde, erfahrt ihr hier.
Eine fundiertere Analyse des Filmes “The Abyss” findet ihr auf Panel, Frame und Pixel.
Mehr über Aldous Huxley Roman “Eiland”, aus dem Xena ihre Kerzenheilmethode entwickelt hat, erfahrt ihr hier.
Unseren privaten König Gregor könnt ihr auch über Dinge von Interesse reden hören.

Während der Aufnahme dieses Podcastes kamen keine Holzplatten zu Schaden.

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Sascha

Verlorener Bruder trifft Teilzeit-König

“Wir sind schon als Kinder immer zusammen in Salon Schnittfest gegangen und haben da auch die letzten 13 Jahre nichts dran geändert.”

Nanu? Eine neue Folge Radio Amphipolis, obwohl viele von euch uns wahrscheinlich schon abgeschrieben haben? Warum es eine Zwangspause von gut zehn Monaten gab, erfahrt ihr in der nächsten Besprechung. Für Folge 23 hat Schnittprinzessin Mary tief in die weiten ihres Rechners gegriffen, um diese Aufnahme vom letzten April endlich zu schneiden. Dabei handelt es sich direkt um eine Episode der Rekorde. Denn bislang haben die Podcaster*innen in keiner anderen Besprechung so häufig “Das ergibt doch keinen Sinn!” gerufen und enthält das bescheuertste, was Sascha während Staffel 1 gesehen hat.
Die Xena-Episode Death Mask (deutsch: Die Maske des Todes) handelt von Xenas verschollenem, nie zuvor oder danach erwähntem Bruder Toris, der die letzten 13 Jahre damit verbracht hat, dem Kriegsherrn Cortese nachzustellen, der damals Amphipolis angegriffen hat. Auffälligste Eigenschaft des Bruders neben der Unfähigkeit, den Assassinenberuf auszuführen, ist, dass er wohl den gleichen Friseursalon besucht wie Xena.

Sascha: “Das spart ein Stunt-Double.”

Aber nicht nur Xenas Frisur ist gedoppelt. Die Handlung der Folge mit fehlgeleiteten Krieger*innen, Kriegsherrn und Menschen, die aus anderen Kriegsherrinnen gemacht haben, erinnert vom Ablauf sehr an die letzte Folge, Callisto. Nur ohne Leitern.

Mary: “Warum hat man die Folgen hintereinander gepackt? Das ist die gleiche Folge mit anderen Leuten?”

Damit es einige Unterschiede gibt, tragen die Leute des Kriegsherrn Cortese, unter die sich Toris geschmuggelt hat, um herauszufinden, wer hinter Cortese steckt, stylische Masken.

Sascha: “Das ist offensichtlich eine ganz billige Fimo-Maske aus dem masken-Imitat-Geschäft.”

“Wer, Ares? Der hat diese Folge frei, weil Kevin Smith zu teuer war, aber ich trage sein Gewand auf.”

Die Masken sind natürlich vor allem dazu da, die Identität von Cortese geheim zu halten, der nur hin und weder im Banditenlager vor Ort ist. Um Kontakt zu ihm zu halten, hält sein Leutnant einen Käfig voller Brieftauben. Die vermutlich auch in Dörfern eingesetzt werden, wenn wieder einmal ein Kriegsherr einfällt. Denn wir erfahren in dieser Folge, dass es durchaus eine Polizei vor Ort gibt, die ja irgendwie informiert werden muss.

Mary: “Die haben Notruf-Brieftauben.”
Sascha: “Rote mit kleinem roten Licht auf dem Kopf.”

Generell dreht sich diese Folge neben der Identität von Cortese vor allem um die Geschichte von Xenas Familie, Rache und wie man diese am besten nimmt. Dabei fällt uns mal wieder Xenas Biografie und die schwer nachzuvollziehende Timeline vor die Füße.

Mary: “…13 Jahre, wenn man die Gesellenprüfung zur Kriegsherrin mitrechnet…”

Gabby hält als Zielscheibe für die Dorfjugend hin, weil sie sonst diese Folge wenig zu tun hat.

Dass wir solche Berechnungen anstellen, zeigt, wie es um den Gehalt der Folge bestellt ist: hauchdünn. Es stellt sich raus, Cortese ist der örtliche König, der aus Langeweile und Steuervorteilen ein Doppelleben führt. Denn wenn man eine Räuberbande beschäftigt, kann man die Steuern erhöhen, um mehr Militär einzustellen… Öhm. Und was ist mit dem Wiederaufbauen der Dörfer? Geht das nicht auch auf die Staatskasse? Und warum rennt der Assassinenbruder immer schreiend in die Gegner, anstatt sie anzuschleichen? Und warum wissen am Ende alle, dass der König der Böse ist und greifen Xena nicht an, als sie ihn am Schlawittchen packt?

Mary: “Kannst Du mir das vielleicht erklären?”
Sascha: “Nein.”

Die Masse der Logiklöcher dieser Folge, die durchaus Potential gehabt hätte, ist zu umfassend, um aus dem Flickwerk eine gute Folge machen zu können. Da spielt es keine Rolle, dass Argo mal wieder in allen Sprachen das Geschlecht wechselt.

Mary: “Da bin ich nicht alleine verwirrt, dass ich sie immer er nenne.”

Und tschüss! Diesen Bruder sehen wir nie wieder.

Wir fassen zusammen: Verlorener Bruder trifft König, der in Teilzeit Kriegsherr ist und damals Xenas Dorf überfallen hat, wodurch sie den Karriereweg der Kriegsherrin ergriff. Dafür, dass es immer hieß: Das ist der Mann, der Xena gemacht hat, treffen wir hier einen eher unfähigen Feigling, der Xena zwar zwischendurch mal wegsperrt, aber von dem NULL Bedrohungspotential ausgeht.

Sascha: “Das ist ein 0-8-15-Wegwerf-Bösewicht wie in jeder zweiten Folge!”

Hätten die Autoren das verpackt in Xenas Erkenntnis “Früher habe ich ihn gefürchtet, heute frage ich mich, ob er schon damals so ein Würstchen war und auch andere Wege uns gerettet hätten.”, wäre vielleicht auch die Folge zu retten gewesen, aber das wird nicht gemacht. Der König Cortese wird abgesetzt, Gegend und Banditen stehen nun ohne Oberhäupter da und dafür ein paar Wahlgänge an. Highlight der Folge sind eigentlich Gabbys Versuche, Xenas Pfeilfangtechnik umzusetzen. Auch wenn sie dabei vergisst, dass die ja letzte Folge auch nicht immer von Erfolg gekrönt waren. Und die Podcastenden freuen sich, bald wieder eine hoffentlich bessere Episode schauen zu dürfen.

Mehr über Brieftauben und den Unterschied zu Stadttauben erfahrt ihr hier.
Plant ihr demnächst eine Banditenbande zu infiltrieren? Dann bastelt euch doch vorher eine stylische Maske!
Unseren privaten König Gregor könnt ihr auch über Dinge von Interesse reden hören.

Während der Aufnahmen dieses Podcastes wurden keine königlichen Hinterteile verletzt.

 

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