Schwester Gabby in den OP, bitte!

Bei der ersten Aufnahme seit April 2022 klären die Podcastenden kurz über die Gründe der Pause im einzigen deutschen Xena Podcast mit mehr als einer Folge auf. Danach werfen sich Mary und Sascha direkt ins nach Drogenrausch aussehende Geschehen von „Is there a Doctor in the House?“ (zu deutsch: Der Eid des Hippokrates). Denn was an Statist*innen fehlt, um überzeugend die Handlungen eines Bürgerkrieges darzustellen, wird

Warum liegt denn da jemand im Stroh rum?

durch wackelnde Einstellungen mit der Handkamera und wirrem Geschrei ausgeglichen. Denn Xena hat sich gedacht: Besser wir kürzen den Weg nach Athen durch ein Kriegsgebiet ab, das geht schneller und so kriegt Argo mal ein paar freie Tage. Das es hier nicht ganz so harmlos zugeht zeigt schon die Antwort zur Frage: Was liegt denn hier im Stroh rum? Gabrielles hochschwangere Amazonenschwester Ephiny hat auf der Abkürzung nach Athen den Vater ihres Babys verloren. Trotz Gabbys Einwurf, dass er ja gar nichts mit dem Krieg zu tun hatte. Dabei weiß ja nicht nur Xena, dass Krieg nicht so einfach zu erklären ist.

Sascha: „Krieg ist manchmal sehr irrational.“

Dass der Vater des Babys und Mann von Ephiny Phantos, König der Zentauren, mit denen sie vorher noch Krieg führte war, wird übrigens als

Das Team von Emergency Room Amphipolis desinfiziert zeitgemäß mit glühenden Schwertern.

gegeben hingenommen. Liebesgeschichte, Empathie, Erklärungen und der tragische Tod werden ausgespart, denn dafür haben wir in dieser Folge keine Zeit. Eigentlich muss der gute Phantos hauptsächlich sterben, um zu demonstrieren, dass jede Seite eines Krieges zum Monster werden kann und auch gegenüber Außenstehenden keine Gnade gezeigt wird.

Sascha: „Der Pferdekörper hätte ein Zeichen sein können, dass er keiner der beiden Kriegsparteien angehört.“
Mary: „Theoretisch. Aber vielleicht waren die auch alle kurzsichtig.“

Das Ephiny traumatisiert im Stroh liegt, kann selbst Gabby nur mit einem „Aber Du hast ja mich“, abhaken, während Xena direkt mal losgeht, um zu gucken, wie sie den Krieg beenden und eine Hebamme für Ephiny finden kann. Wobei letzteres wahrscheinlich schwieriger ist. Vor allem da Xena die Hebamme nicht mit dem Chakram ko schlagen kann, wie sie es mit dem mitoischen General Marmax macht. Kurz stockt den

Modernste Technik im antiken Neuseegriechenland. Da ist nicht nur Gabby beeindruckt.

Podcastenden da der Atem, denn vor der Abblende sieht es so aus, als würde Xena ihm das Schwert ins Herz rammen und nicht in den Arm, um ihn als Verletzten mit Ephiny in einen Tempel des Asklepius zu bringen. Denn der Masterplan auf der mitgedachten Ebene sieht vor, den General direkt mit dem kriegerischen Grauen und Gabbys Weisheiten zu konfrontieren, um diesen Krieg zu beenden. Und instinktiv weiß Xena natürlich, dass Marmax dazu diese Befugnis hat.

Sascha: „Da müssen wir uns selber Gedanken machen. Das ist bei modernem Fernsehen nicht mehr so Gang und Gäbe.“

Schnell noch eine Geburt zwischengeschoben. Chirugenprinzessin Xena glänzt auf allen Stationen.

Im von den thessalischen Gegnern geführten Tempeln schlägt die Folge blitzschnell in Xena’s Anatomy oder auch Emergency Room Amphipolis um. Denn im Gegensatz zum Hohepriester des Asklepius, Galen, betet Xena nicht nur, sondern wird direkt zur Chefchirurgin. Was Frau halt so alles auf dem Schlachtfeld lernt. Wer braucht schon ein Medizinstudium, wenn Luftröhrenschnitt, Beatmung per Schweinblase und Behandlungen bei Blutvergiftung praktisch intuitiv auf dem Schlachtfeld gelernt werden können? Hier wird jedes Krankenhausserientrope gezogen, das geht und zwischendurch noch Themen wie Diversity in Großstädten, Ungerechtigkeiten des Krieges, Wissenschaft vs Religion und natürlich noch eine Fabelm aus Gabrielles. Die natürlich auch noch schwer verletzt wird, weil sie auf der Suche nach dem Kind eines Mannes ist, der zu faul ist, seinen Nachwuchs selbst zu suchen und aus dem Tempel geworfen gehört. Während Gabby um ihr Leben ringt, setzen bei Ephiny die Wehen ein, wo General Marmax zum Geburtshelfer wird, der mittlerweile gelernt hat, dass seine eigenen Mannen für den Tod des tollen Zentauren verantwortlich sind. Aber nicht nur das ist ungewöhnlich bei dieser Geburt.

Sascha: „Ich bin jetzt kein Experte für Geburten, aber würde es nicht helfen, die Hose auszuziehen?“
Mary: „Das ist nicht nur hilfreich, sondern auch bequemer.“

Herzschmerz darf in keiner Arztserie fehlen! Daher hier noch der als medizinischer Notfall getarnte erste Kuss von Xena und Gabby.

Trotz Kaiserschnitt muss Ephiny natürlich keine Schmerzen verspüren, denn neben der Privatpatientenakkupunkturnarkose á la Xena gibt es auch noch einen billigen Kerzentrick für Kassenpatienten. Den hat Xena sich wahrscheinlich noch bevor sie Eli getroffen hat, beim Buddhismus abgekupfer.

Mary: „Wenn mir im Krankenhaus jemand eine Kerze vor die Nase gehalten hätte, damit ich ruhig werde, hätte ich der Person wahrscheinlich die Kerze ins Gesicht geschlagen.“
Sascha: „Und erst der Brandschutz!“

Hauptsache ist doch, das Zentauren-Amazonenbaby kommt gesund zur Welt. gerade noch rechtzeitig, damit Xena Zeit hat, Gabrielles Sterben beizuwohnen und sie mit frisch erfundener Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzmassage zum Leben zu erwecken. General Marmax beendet zwischenzeitlich den Krieg und alle können glücklich den Tempel verlassen. Boyband-Mitglied Hippokrates verspricht, alles, was er von Xena gelernt hat, für zukünftige Medizinstudent*innen festzuhalten und Xena und Gabrielle können ihren Weg nach Athen fortsetzen. Theoretisch mit Ephiny an ihrer Seite.

Sascha: „Was wollen sie eigentlich in Athen?“
Mary: „Anfang Staffel 2 sind sie jedenfalls ganz woanders.“

Ende gut, alles gut. Vor allem Hohepriester Galen ist happy, dass die Chirurgenprinzessin endlich weiterzieht.

Damit geht eine Folge zu Ende, die einen gelungenen Staffelabschluss darstellt, obwohl soviel hineingestopft wurde, dass sie locker für zwei Folgen gereicht hätte und willige Zuschauer*innen auch noch einiges lernen konnten. Und dazu haben auch Zuhörende des Podcasts eine Chance:

Die 4-Säfte-Lehre, auf der die Medizin lange Zeit beruhte, wurde von Hippokrates erfunden und von Galen weiterentwickelt und basiert darauf, dass die vier Säfte Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim in Zusammenwirkung mit Jahreszeiten und anderen Faktoren für die Gesundheit des Menschen verantwortlich waren. Das galt bis ins 18. Jahrhundert hinein, auch der gute Goethe glaubte noch daran.
Die Nachfahren von Hippokrates und Democrites haben sich in den 1990ern zu Boybands zusammengeschlossen.
Das Anfassen der Unterarme als Gruß stammt vermutlich nicht aus der Antike, sondern aus Hollywood.
Warum die Podcastenden beim Namen Galen immer kichern und warum eigentlich ein imposanterer Auftritt erwartet wurde, erfahrt ihr hier.
Eine fundiertere Analyse des Filmes „The Abyss“ findet ihr auf Panel, Frame und Pixel.
Mehr über Aldous Huxley Roman „Eiland“, aus dem Xena ihre Kerzenheilmethode entwickelt hat, erfahrt ihr hier.
Unseren privaten König Gregor könnt ihr auch über Dinge von Interesse reden hören.

Während der Aufnahme dieses Podcastes kamen keine Holzplatten zu Schaden.

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Sascha

2 Comments

  • Sören

    27. Januar 2023 at 23:45 Antworten

    Klasse, dass Ihr wieder da seid und Euch nicht habt unterkriegen lassen. Wie gewohnt eine launige Folgenbesprechung die viel Spaß gemacht hat. Ich freue mich schon auf Eure zweite Staffel!
    Als seinerzeit Xena im TV lief, war ich eher Team Hercules – 25 Jahre später muss ich sagen, dass Xena die deutlich bessere Serie ist und die krassen Highlights kommen ja noch.

  • Feelix Dax

    23. Februar 2023 at 06:43 Antworten

    Moin moin nach Neuseegriechenland! Ich freue mich auch sehr, wieder von Euch zu hören und nehm das mal für mich auch als neuen Anschub, mir das Kommentieren doch mal mehr anzugewöhnen und Euch im Podcast-Amphipolistheater von den Rängen aus anfeuernd zuzujubeln. Das sollte eigentlich noch rechtzeitig vor Eurer Staffelgala passieren – mal schauen, ob ich da jetzt doch wieder zu trantütig war, aber ich hoffe, Ihr freut Euch sonst trotzdem ein bisschen.

    Ein ganz grosser Respekt und Dank geht hier auch solidarisch an Mary, die offen über die sehr persönlichen und traurigen Umstände der längeren Podcast-Pause gesprochen hat, gerade weil über dieses Thema und die Erfahrungen damit bisher eben leider noch zu wenig gesprochen wird. Wer das noch nicht getan hat, also auch deshalb unbedingt die Folge anhören. Nicht nur, aber ganz besonders wegen dieser gesellschaftlich engagierten, immer sehr klaren und reflektierten Beiträge und Deiner dabei so zugänglichen und im besten Sinne inklusiven, gemeinschaftsbildenden Art, bist Du so eine großartige und wichtige Stimme in der Podcast-Landschaft, liebe Mary! Ich freue mich sehr, dass Du wieder an Bord bist und weiterhin gerade auch Frauen hoffentlich zum Podcasten und uns alle so insgesamt inspirieren wirst – trotz der Umstände ein Comeback in Bestform!

    Ich empfehle zur Vertiefung auch den Gastkommentar (innerhalb des Casts) bei der vorletzten Hotel Hyperion-Folge, wo ich eigentlich unbedingt auch noch was zu schreiben wollte – dann auch inhaltlich, mal schauen ob das noch was wird 😉

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