Leute, heute ist sexytime im antiken NeuSeeGriechenland, denn wir bekommen nicht nur eine Xena im nassen Lederbadedress, sondern auch einen Charakter zu Gesicht, der uns schon bei seinem ersten Auftritt durch seine markante Männlichkeit beeindruckt hat. Nein, damit ist (leider) nicht Hades gemeint, der mit seinem Zauberhelm auch offenbar die Lust für Körperpflege (und jede Menge Motivation) verloren hat.
Dem Gott der Unterwelt wurde sein Uuuunsichtbarkeitshelm geklaut. Vom einem Typen, der auch einfach besser aussieht, wenn er unsichtbar ist. Denn Atyminius, so heißt der Antagonist der Woche, ist einfach mal ein Bösewicht, wie er im Bilderbuche steht: Geschminkt, als wäre er Sänger einer Gothicband, Kindermörder und darauf spezialisiert, zukünftige Bräute in der Nacht vor ihrer Vermählung zu zerstückeln. Eine sehr spezielle Passion, merkt sie Euch, Kinder, das wird später nochmal wichtig.
Mary: „Der Hannibal Lecter der Antike.“
Xena und Gabby ahnen von dem göttlichen Unheil zunächst nichts, weil sie in der örtlichen Waldpinte sitzen und bechern, während draussen eine junge Dame den Weg zum Rotkäppchen-Cosplay-Wettbewerb sucht, den sie mit ihrem nichtroten Käppchen so richtig aufmischen will. Aber das wird durch einen nichttoten GGGeist vereitelt, der sich ihr in den Weg stellt. Dieser wiederum weckt das Interesse von Xena, die das macht, was sie (in der ersten Staffel) immer macht: Gabby an der Bar abstellen und nachgucken gehen. Ziemlich schnell kommt sie darauf, dass es sich bei diesem Geist um den untoten Marcus handelt, den sie (angeblich) seit seinem ersten Auftritt nie vergessen hat. Anfassen ist aber nicht, das wird mit Blitzen quittiert und eine Horde anderer Geister zwingt Marcus zur Beendigung des Teleporttelefonats. Zum Glück kann er noch den Namen eines Sees rufen und aus all den möglichen Implikationen (Meidet den See! Sucht Informationen zum See! Ich bin NICHT am See!) zieht Xena in Batmanesquer Schlauermeierlogik den Schluss, dass es nur eins zu tun geben KANN. Sich halbnackend ausziehen und auf den Grund des Sees tauchen, weil da der Eingang zur Unterwelt ist. So oder so. Der Fairness halber müssen wir allerdings zu geben, dass DAS offenbar Allgemeinwissen ist. Vermutlich hat Xena, genau wie Sascha kurz nach dem See gegoogelt und ist so auf seine geschichtliche Bedeutung (bitte in der Aussprache von Helmut Kohl denken) aufmerksam geworden.
Während wir also „Unter dem Meer“ anstimmen („Unten im Meer, da sitzt der Hades, wenn es denn wahr is, unten im Meeeeeer“) landet Xena tatsächlich etwas tröpfelnd in der Pappgeisterbahn des Phantasialandes (wir berichteten) wo schon der Kapitän wartet („Klinklang einmal bis in die Unterwelt bitte, das Schiff ist leicht entartet.“) der uns seltsam bekannt vorkommt. Hat der nisch den Koseng von dat Herkules gespielt? Wie dem auch sei, Michael Hurst geht in seiner anderen Rolle regelrecht auf, dass wir uns eine Ablegerserie mit Charon und seinen illustren Fahrgästen wünschen. Weil der eigentlich keinen Bock hat
a) ständig um seinen Fahrpreis betrogen zu werden (Herkules hat ihm sogar mal seine Latüchte geklaut)
b) Einsam am Ufer zu sitzen und Shantys zu trällern
c) auf die neusten Entwicklungen in der Unterwelt
Lässt er sich recht schnell bequatschen Xena für Ümme mit an Bord zu nehmen. Und wenn sie noch einen Freund mitbringt, gibts sogar die geführte Tour mit dem Hinweis auf die größten Se(h)ens(merk)würdigkeiten. Drüben im Tartarus angekommen, findet Xena erstmal nur Frauen und Kinder vor, was ja irgendwie symbolisiert, dass nur ebenselbige in den Elysischen Gefilden (Die älteren Zuhörenden erinnern sich noch an Wolfgang von und seine Tochter in Elysium) Aufnahme finden, wenn die Dinge normal laufen. Zuverlässige heiße Quellen sagen übrigens, dass das Mädchen, das ziemlich unmotiviert und teilnahmslos in einem Planschbecken steht, gerade bei lebendigem Leib gekocht wird. Das würde auch erklären, warum Xena es so nonchalant aus dem Becken hebt. Aber da haben wir keine Zeit drüber nachzudenken, denn Marcus ist auch schon da und beide wechseln munter zwischen Hölle und Himmel hin und her und schlagen sich mit illustren Gestalten herum. Lange Szenen, kurzer Unsinn: Solange Atyminius den Helm des Hades hat, kann er in die Welt der Lebenden und weitermeucheln, kann aber im Gegenzug auch dort gemeuchelt werden. Und weil Xena das nicht alleine machen will, soll Marcus wieder (wenn auch nur kurz) zum Leben erweckt werden. Das kann aber nur Hades. Der ist aber momentan in einem Stimmungstief hoch im Unterweltschloss. Und zwischen ihm und unseren HeldInnen stehen *seufz* CGI Harpien. Was wir nun zu sehen bekommen zählt wohl zu dem Schlechstesten, was selbst 90er Jahre PCs gerendert haben und wirkt heute nur noch unfreiwillig komisch. Immerhin verliert Marcus beim Kampf seinen Wamst. (Die (nicht nur) weibliche Zuseherschaft jubelt) Um selbigen nur eine Szene weiter wiederzubekommen (Die (nicht nur) weibliche Zuseherschaft wirft mit faulem Obst Richtung TV Gerät).
Der fiese Möpp der Woche ist inzwischen in der Welt der Lebenden angekommen und muss feststellen, dass die am Ufer wartende Gabby nicht nur nicht heiraten will, sondern auch kämpfen kann. Selbige verpasst ihm eine blutige Nase und weil nun auch Xena und der wiederbelebte Marcus aus dem Wasser steigen, wird es ihm am Strand eine Spur (höhö) zu voll und er sucht das Weite. Was Xena und Marcus die Gelegenheit für schmalzige Gespräche und heißen Sex (DIREKT NEBEN DER SCHNORCHELNDEN GABBY!) bietet.
Währenddessen zeigt unser Bösewicht, wie böse er ist: Indem er auf einem Polterabend nämlich mal so richtig poltert: Er durchtrennt das Seil einer Schaukel, auf der zwei Liebende schmusen, klaut Obst und einem Gaukler seine Jonglierbälle, verbunden mit der gut geraunten Warnung, dass es er froh sein kann, kein Pantomime zu sein.
Sascha: „ENDLICH SAGTS MAL JEMAND!“
Nun haben auch Xena, Marcus und Gabby das Dorf erreicht und ihnen bietet sich ein Bild des Schreckens: Der Obstmann muss seine Auslage neu sortieren, das verliebte Pärchen sitzt auf dem Boden und der Gaukler starrt entgeistert seine Bälle an. Meine Damen, Herren und Diverse, DAS ist das Böseste, was ein Bösewicht so anstellen kann. Da haben wir 2jährige auf Kindergeburtstagen schon mehr Schaden anrichten sehen. Aber man heckt mit dem Brautvater jetzt einen Plan aus: Xena soll die Rolle der Baldvermählten bei ihrer traditionellen Fußwaschung einnehmen und die eigentliche Braut im sicheren heimischen Bettchen süß träumen. Und Marcus freut sich, als einziger Mann beim Junggesellenbaden anwesend zu sein. Aber uns wird beim Anblick der Zehen der verhüllten klar: Hier treibt jemand ein doppeltes doppeltes Spiel!
Sascha: „Seit Dune wissen wir: Einen Plan versteckt man am besten in einem Plan!“
Mary: „Also mir war sofort klar: DAS sind nicht die Füße von Lucy Lawless.“
Tatsächlich liegt selbige im Bettchen und kann den Bösewicht mit einem gezielten Deckenwurf sichtbar machen und töten. Und damit ist diese Bedrohung schon aus der Welt. Apropos aus der Welt. Aus selbiger müsste jetzt ja auch Marcus wieder scheiden, was einen längeren Aufenthalt in der dunklen Ecke der Unterwelt impliziert. Am Ufer des Sees spielt man deshalb kurz mit dem Gedanken, den Helm und das Leben einfach zu behalten, entschließt sich aber, dass das falsch wäre und zum erneuten Tauchgang, zur erneuten Kahnfahrt mit Charon und einem ERNEUTEN KAMPF GEGEN CGI HARPIEN!
Sascha: „Wer im Produktionsteam hat sich wohl gesagt: Hey, der Kampf gegen die CGI-Harpien war so toll, LASS UNS DAS NOCHMAL MACHEN!“
Mary: „Jetzt haben wir die, können wir die nicht nochmal verwenden? Die waren scheißeteuer.“
Sascha: „Die waren scheiße. Teuer. Pausen Mary, sooo wichtig.“
Und weil Emo-Hades mit seinem Helm auch einen Teil seiner Intelligenz abgegeben hat, lässt er sich sich ziemlich leicht übertölpeln und verspricht, Marcus beim erneuten Ableben neu zu bewerten und das mit dem Tartarus nochmal zu überdenken. Und – wer hätte das gedacht – selbiger stand die ganze Zeit unsichtbar mit im Raum. Also Marcus. Nicht der Tartarus. Warum Xena ihren Lover allerdings dramatisch händisch meucheln muss, statt einfach zu warten, bis die geliehenen 48 Stunden ablaufen ist eigentlich nur aus einem Grund zu erklären:
Sascha:
„Man stelle sich das vor: Die stehen da und stellen fest: Mist, das dauert noch vier Stunden. Hm….naja. Die müssen wir irgendwie überbrücken. Und? Wie ist das Wetter so in der Unterwelt? Was macht die Frau? Der Streitwagen?“
Marcus bleibt also in der Unterwelt, wird aber immer ein Stück elysische Gefilde in seinem Herzen tragen, solange Xena an ihn denkt. Und mit diesem Gedanken schmiedet sich Xena am Ende der Folge an ihre wahre Liebe und genießt den Sonnenuntergang in Gabbys Arm am See.
Puh. Wir haben uns ja sehr auf Marcus Wiederkehr gefreut und optisch weiß das auch immer noch zu gefallen (auch wenn er Hasselhoflike in diversen Szenen spürbar den Bauch einzieht) aber das Xena seit ihrem letzten Treffen täglich an ihn gedacht hat und er die Liebe ihres Lebens ist, für die sie sprichwörtlich zur Hölle und zurück geht, das kommt dann doch sehr aus der kalten und wird auch nieeee wieder eine Rolle spielen im Laufe der Serie. Michael Hurst rockt die Episode und die CGI Harpien sind eigentlich selbst für Mitte der 90er eine Unverschämtheit. Aber es treibt immerhin die Humor-Wertung nach oben. Ihr merkt schon: Dat ist wieder mal schwierig zu bewerten, aber zum glück gibt’s ja unser patentiertes HATKE System.
Der Originaltitel der Folge bezieht sich vermutlich auf einen Brief, den Ludwig van Bethooven schrub
Unseren privaten König Gregor könnt ihr auch über Dinge von Interesse reden hören.
Während der Produktion dieses Podcasts trugen weder Mary noch Sascha einen roten Bademantel, haben sich seit mehreren Tagen nicht mehr frisiert und litten an allgemeiner Lustlosigkeit. Anderserseits verlieren wir auch keine Helme, die unsichtbar machen,
Achim
9. November 2021 at 22:04Eye Candy gibt es in dieser Folge wirklich satt. Eine nasse Xena entsteigt dem See gleich mehrmals, und wenn Marcus und Xena gemeinsame screentime haben knistert es gewaltig. Die beiden wirken auf mich wie 2 passende Puzzlestücke. Und während ich noch denke „nun küsst euch doch endlich“, tun sie es tatsächlich. Im Gegensatz zu euch hätte ich da aber gerne etwas mehr Butter bei die Fische gesehen. Die daneben tief schlafende Gabrielle hätte man hier gut als running gag in der Serie etablieren können.
In dieser Folge ist mir wieder bewusst geworden, wie unterschiedlich Frau Lawless schauspielerische Leistungen sein können. Hier hat sie mich echt überzeugt und beeindruckt. Gerade im Zusammenspiel mit dem Darsteller des Marcus.
Die fürchterlichen cgi sind wohl auch ein Grund dafür, dass uns bis heute ein Xena HD remaster vorenthalten bleibt. Die müsste man einfach komplett neu machen.
Was ich toll fände: Bringt doch bitte mehr über die mythologischen Hintergründe der Geschichten in Xena. Ich könnte mich natürlich auf die Suche nach dem von euch erwähnten podcast machen, aber englischsprachigen pods zu lauschen ist mir einfach zu anstrengend.
Sascha
16. November 2021 at 18:17Das Xena manchmal etwas „schaumgebremst“ spielt liegt auch daran, dass Lucy Lawless meistens deutlich langsamer als normal spricht, damit ihr neuseeländischer Akzent nicht durchdringt. Leider wird Marcus ja nie wieder aufgegriffen in der Serie. Wir hätten schon gerne gehabt, dass man uns etwas mehr von der Liebe zeigt, statt nur drüber zu reden. Und damit ist nicht mehr Sexszenen gemeint 🙂
Wir versuchen schon so gut es geht, uns den historischen Kontext anzulesen, aber wir sind auf dem Gebiet alles andere als ExpertInnen. So jemand, der/die sich richtig auskennt als kurzer Einspieler jede Folge, das wäre mein Idealziel.
Vielen Dank fürs Hören und das Feedback!